Sonntag, 13. Januar 2008Pokara KathmanduEin wenig spaet wie immer, aber trotzdem allen in frohes neues Jahr! Rueckblende: Fabian, Clemens und ich kommen vom Annapurna Circuit wieder, entspannen in Pokhara und erholen sich. Damit endete der letzte Artikel. Nimmt man es genau, haben wir die uebrige Zeit in Pokhara gar nichts anderes gemacht. Unser Botenjunge hat uns jeden Morgen warmes Gebaeck ans Auto gebracht, darauf folgten ausgiebige Fruehstueckssessions, die dann uebergingen in ausgedehnte Waschtage, denn den Dreck aus der Trekkingwaesche zu bekommen war eine ziemlich zeitaufwaendige Angelegenheit, denn natuerlich waren wir zu geizig unseren Kram zu einer der Waeschereien zu bringen, die es in Pokhara Lakeside zuhauf gibt. Eine Ausnahme bildete da Heiligabend, nachdem wir den Tag einfach nur entspannt hatten und auf die dumme Idee gekommen waren, uns noch duemmere Frisuren zuzulegen, liessen wir es richtig krachen, gingen in ein sehr gutes Steakhaus, assen vorzueglich und tranken kraeftig. Entsprechend hoch war natuerlich die Rechnung, aber 5 Euro pro Person ist fuer einen besonderen Anlass wohl okay. Spaeter gings dann zurueck in unseren Garten, den wir mit Lichterketten etwas weihnachtlich hergerichtet hatten. Dort gabs dann mehr zu trinken, denn obwohl im Vergleich natuerlich alles spottbillig in Nepal ist, war uns das Bier in den Kneipen doch zu teuer. Fuer eine Flasche mit 0,625 Litern zahlt man in der Kneipe zwischen 150-250 Rupien (2-3 Euro), im Geschaeft bekommt man die Flasche fuer 100 Rupien, sparrt also bei groesseren Mengen schon. Entsprechend vorbereitet ging es dann in einige Bars, schliesslich endeten wir aber in einem Restaurant, in dem eine nepalische Rockband Rage Against The Machine coverte, Kenner koennen sich vortellen dass das recht lustig ausgesehen hat. Das Publikum ging aber gut ab, somit hatten wir einen guten Platz fuer den Rest des Abends gefunden. Wenige Tage spaeter war es dann genug mit dem rumgammeln, wir machten uns wieder auf den Prithvi Highway, den 206km langen Weg nach Kathmandu, anstatt aber durchzufahren, hatten wir uns vorgenommen uns dieses mal ein wenig Zeit zu lassen, um uns einige Sachen auf dem Weg anzuschauen. Erste Station auf unserem Rueckweg war die Stadt Bandipur. Bandipur, einst dem Koenigreich Tanahun zugehoerig, ist eine alte newarische Handelsstadt, die auf einer der Haupthandelsrouten zwischen Indien und Nepal liegt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Orten in Nepal sieht Bandipur noch sehr urspruenglich aus. 70% aller Gebaeude sind traditionelle newarische Bauten, d.h. Steinhaeuser, deren Tueren, Tuer- und Fensterrahmen, Dachbalken und Erker aus Holz bestehen. Die aus Holzelemente der Bauten sind mit extrem detailierten Schnitzereien versehen, die einen oft stehen- und ueber das handwerkliche Geschick der Erbauer staunen lassen. Mit dem frueheren Reichtum der Stadt war dann aber vor etwa 50 Jahren Schluss, als der Highway von Kathmandu nach Pokhara gebaut wurde, der nun weit unten im Tal direkt am Fluss entlangfuehrt. Trotz starker Entwicklungshilfe, auch durch die EU, stehen heute viele Haeuser leer, andere wurden zu Restaurants oder Hotels umgebaut, da genau das Ursprungliche und die heutige Abgelegenheit des Ortes viele Touristen anzieht. Bandipur gilt als pro-maoistisch, so gab es frueher oft Stress zwischen Polizei und den Maoisten. Vor einigen Jahren wurde die oertliche Polizeistation allerdings geschlossen, seitdem gilt die Stadt als befriedet, dazu keinen Kommentar. Als sehenswert gilt an erster Stelle die Stadt selbst, vor allem die Hauptstrasse die durch den Ort an den vielen schoenen Haeusern vorbeifuehrt, aber es gibt auch noch unzaehlige Tempel anzusehen, ausserdem liegt nahe Bandipur die groesste Hoehle Nepals, die Siddha Gufa, die erst in den 80ern entdeckt wurde und bis heute noch nicht als vollstaendig erkundet gilt. Nachdem wir einige Zeit in der Stadt verbracht hatten um die Architektur zu bewundern und die Ausblicke ins Tal zu geniessen, machten wir uns daran zu der Hoehle abzusteigen, was sich wegen des Morgentaus als ziemlich gefaehrliche Rutschpartie herausstellte. In den teils riesigen Raeumen der Hoehle war leider wenig von den versprochenen Stalaktiten und Stalagmiten zu sehen, es lag eher viel Muell herum, trotzdem war es ganz interessant ein wenig herumzuklettern und zu rutschen. Nach etwas mehr als einer Stunde absoluter Dunkelheit und Stille stiegen wir wieder auf in die Stadt. An sich wollten wir noch die alte Festung anschauen, die sich ueber der Stadt auf einem Berg befindet, waren dann aber doch zu faul und fuhren stattdessen weiter nach Osten. Station am naechsten Tag war Gorkha, der hoch in den Bergen gelegenen Haupstadt des gleichnamigen Koenigreiches, das das moderen Nepal bildet. Prithvi Narayan Shah, Koenig der Gurkhas, der hier 1723 geboren wurde, hatte einst die Eingebung im Traume er muesse ganz Nepal einen und so ein starkes Reich zu gruenden, um nicht von den Briten, bzw der East India Company kolonialisiert zu werden. Da die Gurkhas beruechtigte Kaempfer sind, deren traditionellen Dolche und Schwerter mit gekruemmter Klinge man heute an jeder Strassenecke kaufen kann, gelang das auch ganz gut, Der Shah eroberte Koenigreich um Keonigreich ganz Nepal, bis er 1769 als Hauptstadt seines Grossreiches Kathmandu waehlte. Gorkha ist heute wichtige Pilgerstaette fuer alle Newaris, die die Shahs (die Koenige), so auch den derzeitigen Koenig als Reinkarnationen des Hindu-Gottes Vishnu verehren. Vishnu spielt in der hindischen Gotteswelt die Rolle des Beschuetzers und ist einer der drei Hauptgottheiten (Bhrama, Vishnu, Shiva, dazu spaeter mehr). Hauptattraktion der Stadt ist der Herrscherpalast, der auf dem Bergkamm 1500 Stufen ueber Gorkha errichtet wurde. „Gorkha Durbar“, ganz im newarischen Stil errichtet, bietet vozuegliche Ausblicke ueber das Trisuli Valley und ist neben Festung auch Tempel und Palast. Ueber den soliden Steinmauern erheben sich die Bauten, die noch mehr als in Bandipur den Betrachter faszinieren. Urspruenglich zwischen 1606 und 1639 unter der Herrschaft von Koenig Ram Shah errichtet, wurde die Anlage ueber die Jahre im grossen Rahmen umgebaut und erweitert. Die Holzschnitzereien stellen Daemonen, Schlangen und Gottheiten, am Herrscherpalast vor allem Sexszenen dar. Diese wurden uns damit erklaert, dass in der Vergangenheit sehr viele Leute sich dazu entschlossen ein Leben als Moench zu fuehren, der Koenig brauchte fuer sein aufstrebendes Koenigreich aber auch genuegend Menschen, die sich den weltlichen Belangen widmeten, Bauern, Handwerker und natuerlich Soldaten. Mit den ziemlich anschaulichen Beispielen, die Menschen und Tiere, auch untereinander und zu dritt oder viert zeigen, sollten so die jungen Menschen stimuliert werden, sich doch vielleicht lieber fuer das andere Geschlecht als fuer die Relgion zu interessieren. Aber auch die eher sittsamen Schnitzereien sind absolut beeindruckend, riesige Erker die so fein detailliert sind, dass es Ewigkeiten gedauert haben muss, diese fertigzustellen. Naechster Tag: die Reise geht weiter Richtung Osten. Ziel war eigentlich „Manakamana“, der groesste Tempel Nepals. Allerdings verpassten wir den Beginn des 18km langen Wanderweges, so standen wir ploetzlich ein gutes Stueck die Strasse runter an der Seilbahnstation, erst 1998 errichtet, die hoch zum Tempel fuehrt. Diese kostet allerdings 10$ fuer Touristen, was uns dann doch etwas zu viel war. Deswegen nur eine kleine Information am Rande. Auf dem Tempelgelaende werden viele Opferungen durchgefuehrt, fuer Ziegen koennen die Nepalis also One-Way-Tickets kaufen. Ein wenig seltsam, wenn man eine Tiergondel unter dem lauten Gebloecke der Tiere abheben sieht, die wohl die letzte Reise ihres Lebens antreten. Gehuldigt wird mit den Opfern Bhagwati, Inkarnation Parvatis (Der Frau Shivas), die angeblich die Macht hat Wuensche zu erfuellen. Frisch Verheiratete kommen oft hier her um zu beten, sie moegen doch einen Sohn als erstes Kind bekommen. Der Deal wird dann mit Blut besiegelt. So ging die Fahrt weiter nach Kathmandu, wieder fuhren wir gegen Spaetnachmittag in die Stadt ein, die unter ihrer Smog- und Staubkuppel kaum sichtbar war. Vermutlich fuehlten wir uns ein wenig zu sicher weil wir den Weg und die Art des Strassenverkehrs kannten. Kurz vor dem Ziel schnitt uns ein Minivan. Wir bremsten zwar, leider, oder lustiger weise, zu spaet. Unser Bullbar machte sich mal wieder bezahlt. Wie mit einem Dosenoeffner riss eine scharfe Kannte des Bullbars den Minivan wie eine Sardinenbuechse auf. Was dann kam war klar, dutzende Nepalis die ans dem Van stroemten und auf den Polizisten einredeten, der den Verkehr geregelt hatte und genau wusste dass wir nicht schuld waren. Zunaechst wurde uns auch gesagt wir sollten einfach weiterfahren, daraufhin wurde das Gebruell dann aber so laut, dass wir doch nach einer Stunde auf dem zustaendigen Polizeirevier landeten. Nach einer weiteren Stunde Rumschreien beider Parteien schnappte sich dann der Besitzer des Vans Clemens, ging in eine dunkle Ecke und bot einen 50-50 Deal an. Es war uns von Anfang an klar gewesen, dass es nur darum ging den "Westlern" so viel Kohle wie moeglich aus der Tasche zu ziehen. Aber wir sind ja nicht bloed, der Deal wurde freundlich aber sehr bestimmt abgelehnt. Ziemlich zeitig danach durften wir dann fahren. Leider fiel uns erst am Hotel angekommen auf dass der Bullbar nicht wie erst gedacht nur leicht verbogen war, sondern auch etwas geborsten war. Fuer die naechsten 10 Autos wirds aber trotzdem noch reichen. Somit war der Start in Kathmandu also gut gelungen. Da Silvester anstand und alle Botschaften und Aemter geschlossen hatten, schauten wir uns dieses Mal in Kathmandu nicht nur den Stadtteil Thamel an, sondern machten uns daran die Sehenswuerdigkeiten der Stadt abzuklappern, was sich sehr bezahlt machen sollte, denn die Stadt hat viel zu bieten! Vielleicht erst etwas zur Stadt selbst: Kathamndu, heutzutage 740.000 Menschen gross, wurde im 12 Jahrhundert unter dem Namen Kantipur gegruendet, lag auf einer Handelsroute nach Tibet und stand in staendigem Streit mit den Koenigreichen Patan und Bhaktapur, welches uebrigens auch die aelteste Stadt Nepals ist. Die drei Reiche, alle im Kathmandu Valley gelgen, schwaechten sich gegenseitig bis bereits erwaehnter Gurkha-Sha die Stadt 1768 eroberte. Schon seit je her ist Kathmandu beruehmt fuer seine unzaehligen Tempel, Kloester und anderer Monumente. 1934 erschuetterte ein schweres Erdbeben Nepal, von dem besonders das Kathmandu Valley schwer getroffen wurde, nur wenige der Gebaeude der Stadt sind in Originalzustand, der Grossteil musste neu errichtet werden. Kleine Nebeninformation: In der unweit gelegenen Stadt Bhaktapur steht ein Chancellor-Helmut-Kohl Tempel, der Anfang der 90er mit deutscher Entwicklungshilfe wiederaufgebaut wurde. Ab den 1960ern war Kathmandu das Mekka der Hippies, gleichzeitig Endpunkt der "Overland" Route, die damals vor allem friedlich gesinnte Personen ueber den Landweg von Europa nach Nepal fuehrte, um hier ein wenig Zerstreuung zu finden. Lostgeloest davon: Marihuanagenuss war in Nepal legal, bis die USA (wer auch sonst) Nepal unter Druck, und damit dem boesen Treiben ein Ende setzte, seitdem gilt Goa in Indien als Anlaufstelle fuer Menschen, die den etwas anderen Lifestyle bevorzugen. Auch wenn Drogenkonsum offiziell verboten ist, ist die Realitaet aber eine ganz andere, Drogen und gerade Haschisch gibt's an jeder Ecke, Dealer preisen ihr Angebot an wie die Marktschreier auf dem Fischmarkt, keinen interessierts. Neben Kiffern ist Kathmandu aber zentraler Anlaufpunkt all jener Westler, die auch mal ein wenig Bergluft schnuppern wollen, sich deswegen in einem der tausenden Trekkinglaeden gute Faelschungen von Markenklamotten kaufen und wie wir z.B. um die Annapurnaregion wandern. Man trifft also lustige Gestalten, den viele Leute verbinden das Eine mit dem Anderen. Ein beeindruckender und vermutlich auch der meistbesuchteste Platz in Kathmandu ist der Durbar Square, im Stadtzentrum direkt am Palast gelegen, was auch Sinn macht, denn Durbar bedeutet Palast. Die Anlage aus unzaehligen Tempeln und eben den Palastgebaeuden steht seit 1979 unter Schutz des UNESCO-Weltkulturerbes. Viele Gebauede sind aus dem 17. oder 18. Jahrhundert, einige der Monumente sind allerdings deutlich aelter. Gemeinsam haben alle Bauten dass sie von dem grossen Erdbeben zerstoert wurden und teilweise nicht originalgetreu wiederaufgebaut wurden. Auf dem Platz stehen hauptsaechlich Tempel im Gompa-Stil, d.h. mehrstoeckige Daecher uebereinander angeordnet, das Gebaeude in recheckiger Form, in denen die verschiedenen Gottheiten der Hindus verehrt werden. Daneben sind aber noch "Stupas", eckiges Fundament, runde Kuppel mit langer Spitze und "Shikhara"-Stil zu finden, der aus Suedindien nach Nepal gebracht wurde. Wuerde ich jeden einzelnen Tempel beschreiben, waere am Ende der Bericht wohl doppelt so lang wie gewoehnlich, bei naeherem Interesse informiert euch vielleicht selbst. Interessant ist allerdings der Kasthamandap am suedlichen Ende des Platzes, im 12.Jhd. gebaut, angeblich aus einem einzigen Baum gefertigt, was angesichts der Groesse des Tempels ein erstaunlich grosser Baum gewesen sein muesste. Sicher hingegen ist, dass beim Bau keine Naegel verwendet wurden. Hindus reiben sich hier um einen Stamm, denn das soll den Glaeubigen von Ruecken- und Kopfschmerz befreien. Das Bild des Platzes wird aber groesstenteils von der Palastanlage bestimmt, die in verschiedensten Epochen erweitert oder umgebaut wurde. So findet man neben einem der ersten Gebaeude in newarischem Stil, verziert mit Gold und Edelbein, an der gegenueberliegenden Ecke der Anlage ein Stueck aus der Neo-Klassik, Marmorsaeulen mit Stuckverzierungen. Innerhalb der Palastanlage steht auch einer der groessten Shiva-Tempel des Landes, der allerdings nur von Mitgliedern der koeniglichen Familie benutzt werden darf. Apropos koenigliche Familie: Die ist nicht mehr allzu gross. Da dem Kronprinzen mit Enterbung und Vergabe der Krone an den juengeren Bruder gedroht wurde, falls er seine Geliebte geheiratet haette, die dem damaligen Koenigspaar nicht "gut genug" war, erschoss am 1 Juni 2001 Kronprinz Dipendra mit einer automatischen Waffe seine Eltern, sieben andere Mitglieder der Koenigsfamilie und anschliessend sich selbst, nachdem er sich den noetigen Mut angetrunken hatte. Zu dem Thema gibt es aber auch einige Verschwoerungstheorien, die z.B. den CIA verdaechtigen die Finger im Spiel gehabt zu haben, aber der ist ja eh an allem schuld wenn man bestimmten Personengruppen Glauben schenken darf. Angeblich soll auch der Prinz geisteskrank gewesen sein, was da etwas naeher liegt. Was aber richtig abgefahren am Durbar Square ist, ist, dass er das Haus der "Kumari Devi" beherbergt. Neben den 3.3 Millionen hindischen Gottheiten gibt es auch eine tatsaechlich existente, naemlich die "Kumari", die Reinkarnation Durgas, Goettin der Zerstoerung. Sobald ein Maedchen zwischen 3-5 Jahren gewisse Kriterien erfuellt (32 um genau zu sein), z.B ganz bestimmte Augenfarbe, ganz besondere Form der Zaehne, ganz besonderer Teint, besonderes Horoskop, besonderer Geburtsort, -stunde usw, hat sie Chancen als Kumari auserwaehlt zu werden. Dann geht der Spass aber erst richtig los, das Kind wird mit Priestern in einen Tempel eingeschlossen, wo es bestimmte Pruefungen bestehen muss. Bei Dunkelheit und gruseliger Musik tanzen maskierte Maenner um das Kleinkind herum und versuchen es zu erschrecken, faengt das Maedchen an zu weinen kann sie nicht die wiedergekehrte Durga sein. Weint sie nicht, werden vor ihren Augen 108 Bueffel, 108 Ziegen, 108 Enten und 108 andere Tiere gekoepft, bleibt sie auch da locker, ist es fast geschafft, dann gilt es wie bei dem Dalai Lama darum, die Kleidung der Vorgaengerin zu waehlen, macht sie alles richtig darf sie in das Kumari Bahal einziehen, wo sie sich jeden Nachmittag um 4 Uhr der Öffentlichkeit zeigen muss. 12 Mal im Jahr geht's dann per Kutsche durch das Kathmandu Valley, um sich der Oeffentlichkeit zu zeigen. Kutsche deshalb, weil ihre heiligen Fuesse den Boden natuerlich nicht beruehren duerfen. Ansonsten sitzt das arme Kind im Haus und wird bei Laune gehalten. Ist sie naemlich ungluecklich, droht Kathmandu grosses Unheil. Die ganze Angelenheit gilt zwar als grosse Ehre, ich kann mir aber vorstellen dass das Maedchen heilfroh ist, wenn sie ihre erste Periode bekommt, damit gilt sie naemlich als unrein und muss einer neuen Kumari Platz machen. Trotzdem ist sie aber dem "Normalmensch" ueberlegen, darf niemals heiraten, aber ein so verwoehntes Maedchen zur Frau zu haben ist vermutlich eh kein Spass. Ansonsten gibt es eine riesiege Glocke auf dem Platz, die aber nur zu Feierlichkeiten geleutet wird, um boese Geister zu vertreiben, angeblich wurde sie auch genutzt um Erlasse des Koenigs bekanntzugeben, der dann vom direkt gegenueberliegenden Balkon seines Palastes dem Volke mitteilte, was er sich Kluges ausgedacht hatte. Einer jener schweinischen Tempel steht ebenfalls unmittelbar vor dem Palast, an dem man ohne Probleme Inspiration bekommt, wenn das Sexleben mit dem Partner vielleicht etwas langweilig geworden ist. Angeblich ist der Grund, wie auch schon in Gorkha, um die jungen Leute zu ermuntern sich fortzupflanzen, jedenfalls wurde der Tempel im Auftrag eines Koenigs errichtet, der zweifelsfrei nichts gegen ein groesseres Volk einzuwenden hatte. Seit den 1960ern ist der "Maju Deval" als "Hippie Temple" bekannt. Hier ist auch heute noch der beliebteste Treffpunkt der Stadt, von den Stufen des 1690 errichteten Tempels beobachten muede Touristen und Nepalis gleichsam das rege Treiben auf dem Platz, hoeren oder machen selber Musik, so wie damals die Hippies, daher der Name. Der Tempel beherbergt ein beruehmtes Shiva Lingam. Dazu mal wieder eine ausholende Erklaerung. Shiva, Gott der Zerstoerung und Erneuerung, ist auch gleichzeit der Herrscher der Tiere und aller Geschoepfe, also auch der Menschen. Das Shiva-Ligam ist ein zumeist aus Stein gefertigter Pfahl, der am unteren Ende in eine Steinscheibe mit spitzem Ende uebergeht. Nicht zu unrecht erinnert das Gebilde an ein Phallus-Symbol. Der Steinpfahl repraesentiert das maennliche Geschlechtsorgan, das das weibliche penetriert. An einem einem solchen Konstrukt wird hauptsaechlich Milch geopfert, denn fuer den Herrscher der Geschöpfe wird kein Blut vergossen. Shiva selbst naehrte sich der Legende nach mit Kuhmilch, deswegen ist den Hindus auch die Kuh ein heiliges Tier. Gebetet wird an einem Shiva-Lingam aus vielen Gruenden, hier ein Beispiel: Bleibt ein Paerchen lange Zeit ohne Kinder, gehen sie in einen Tempel oder ein Shiva-Lingam und opfern Milch, beten um Fruchtbarkeit und hoffen auf Nachwuchs, auf maennlichen natuerlich. Oestlich des Durbar Squares erstreckt sich die Altstadt Kathmandus, durch kleine Gassen kommt man immer wieder auf groessere Plaetze, auf denen unzaehlige Haendler die stets gleichen Waren anbieten, man passiert schoene Tempel und die oeffentlichen Wassertanks, die leeren Schwimmbecken aehneln, ueber Stufen steigt man hinab in eine Art gefliessten, offenen Keller, aus deren Waenden Rohrleitungen kommen, Menschen waschen sich hier oder fuellen ihre Wasserbehaelter auf, da viele der sehr alten Haeuser im Stadtkern, meist in newarischem Stil, wohl nicht oder nicht ausreichend ans Wassernetz angeschlossen sind. Vorbei an den unzaehligen Strassenstaenden schiebt man sich an Bettlern, Strassenjungen und falschen Saddhus vorbei durch dunke Durchgaenge und findet sich auf einmal vor einer riesigen Stupa oder einem grossen Tempel mitten im einem riesigen Innenhof wieder. Die Altstadt ist wegen des Verkehrs und der vielen Menschen anstrengend, aber findet man ein wenig Zeit nach oben zu schauen kann man die wunderschoen verzierten Holzerker bewundern, von denen sich leider allzu viele in schlechtem Zustand befinden. Eines der grossen Wahrzeichen der Stadt ist der Monkey Temple oder einfach Swayambhunath, gelegen auf einem Huegel nahe der Innenstadt, von hier kann man ganz Kathmandu ueberblicken. Die zweitgroesste Stupa Nepals wurde hier 460 n.Chr. erbaut und war bereits im 13. Jhd. ein bedeutendes Buddhistenzentrum. 1346 wurde die Stupa von einfallenden mughalesischen Truppen aufgebrochen, die auf der Suche nach Gold waren, die Schaeden wurden aber beseitigt und im 18 Jhd. wurde eine Treppe hinauf zur Stupa gebaut. Damals wie heute pilgern viele Menschen hier hinauf, wandern im Uhrzeigersinn um die Stupa und drehen dabei die Unmengen an Gebetstrommeln, die an der Stupa angebracht sind. Touristen machen da grinsend mit, waehrend Freunde oder Familie Fotos machen, die Aussicht geniessen oder einem der unzaehligen Souvenierverkaeufer in die Haende fallen. Es befinden sich aber auch einige Kloester auf dem Berg oder auf dessen Haengen, der von Heerscharen von Affen bewohnt wird, daher der Spitzname. Zur Form der Stupa: Jede Stupa hat ein eckigen Sockel, auf dem die weisse Kuppel steht (kumbha). Auf der normalerweise jaehrlich weiss-getuenchten Kuppel steht die "harmika", eine Art Wuerfel, auf dessen vier Seitenwaenden jeweils die Augen Buddhas, dessen drittes Auge und das nepalische Zeichen fuer 1 (Alles, die Einheit allen Seins) gemalt sind. Ueber diesem Wuerfel befinden 13 kleine Stufen, die die 13 Stufen der Perfektion bis zum Nirvana repraesentieren. Ueber dieses Stufen befindet sich eine Art Regenschirm mit Spitze, der eine Art Schutzfunktion erfuellt. So werden im Monument die fuenf Elemente im Buddhismus vereint. Der Sockel ist Erde, die Kuppel Wasser, die Stufen Feuer, der Schirm Luft und die Spitze Aether. Mit Sightseeing war es vorerst genug, schliesslich stand Silvester vor der Tuer. Fabian holte sich leider irgendwo eine Lebensmittelvergiftung, war deswegen fuer den 31. ausser Gefecht gesetzt. Somit machten Clemens und ich uns allein auf den Weg, gingen dieses Mal fuer noch wahnsinnigere 7 Euro essen, bevor wir uns durch Thamel trieben, wo natuerlich absolut die Hoelle los war. Das neue Jahr der Nepalesen beginnt im April, wird aber nicht gefeiert, so waren neben den Touristen auch die Einheimischen gerne bereit, es abends richtig krachen zu lassen. Die Strassen platzten fast vor Menschen und Strassenverkaeufern, in jeder Bar spielten Lifebands oder gingen entsprechende Partys. Die "Thamel Chowk", die beste Strasse in Thamel (obwohl "chowk" eigentlich Platz oder Markt heisst) war am Ende gesperrt, eine grosse Buehne mit anstaendigem Soundsystem war aufgebaut und Tausende von Menschen machten eine Mordsparty. Clemens und ich tanzten, tranken, schauten hin und wieder nach Fabian, schlossen uns dann mit anderen Menschen zusammen und feierten mit unzaehligen begeisterten Nepalis ins neue Jahr, bevor es weiter in diverse Bars und Clubs ging, irgendwann faellt dann das Erinnerungsvermoegen in dunkelste Finsternis. Der Zustand am naechsten Morgen liess aber erahnen dass wir sehr gut ins neue Jahr gekommen sind, darf man Fabian glauben, kamen wir zwischen 4 und 5 heim. Am naechsten Tag waren wir dann mit Shanka einem alten nepalischen Freund von Clemens Onkel verabredet, der als Tourguide speziell fuer Ornithologen viel in Nepal und Indien unterwegs ist. Leider waren wir alle arg fertig, aber es war sehr interessant zu Shanka nach Hause eingeladen zu werden, neben gutem Essen gab es natuerlich einen ausfuehrlichen Schwatz. Clemens Onkel war in der Vergangenheit wohl mehrmals mit Shanka unterwegs, so haben die beiden immer Kontakt gehalten. Der Typ ist wohl die Verkoerperung einer Erfolgsstory a la "American Dream". Als Sohn einer armen Familie wurde er zu Hause rausgeschmissen, da es sich die Eltern nicht leisten konnten ihn durchzufuettern. Auf eigene Faust schlug er sich mit einigen Jobs durch, ehe er schliesslich in einem Hotel angestellt wurde, wo er nach einiger Zeit einen Schweizer kennenlernte, der ihm ein Fernglas und ein Buch ueber Voegel schenkte. Nachdem er dann Lesen und Schreiben und auch Englisch gelernt hatte, begann er das Buch zu studieren, sein Boss gab ihn als Guide speziell fuer Ornithologen aus, nach anfaenglichen Pannen lernte er dann ueber die Jahre immer mehr und mehr, heute ist ehr in Nepal und Indien ein angesehener Vogelexperte und ist vielgefragt, war schon in vielen Teilen dieser Welt unterwegs um Vogelinteressierte zu ihrem Ziel zu bringen. Er ist zwar nicht besonders reich, lebt aber fuer nepalische Verhaeltnisse ein gutes Leben. Schade dass wir so verkatert waren, aber das Treffen war wirklich interessant und das Essen allererste Sahne. Botschaften und Aemter hatten aber natuerlich noch immer geschlossen, so blieb noch etwas Zeit fuer Erholung und ein wenig mehr Sight-Seeing. Kahmandu hatte naemlich noch einiges zu bieten. Da waere z.B. noch Pashupatinath, am heilgen Bagmati, den heiligen Flus Nepals, der direkt in den Ganges muendet. Pashupatinath ist das Mekka der Hindus, zumindest derer, die besonders auf Shiva stehen. Angeblich ruht naemlich hier Shiva's Kopf. Der Tempel, im 19.Jhd. errichtet, der diesen beherbergen soll, ist ubrigens der reichste Nepals, zu seinem Grundbesitz zaehlt das Gelaende des internationalen Flughafens, so was wirft natuerlich Geld ab. Deswegen ist die Spitze des Tempels aus massiven Gold, der Tempel besitzt 16 Tueren aus massiven Silber, das Dach des Tempels ist vergoldet, ebenso wie der riesige, mindestens 300 Jahre alte Bulle, der vor dessen Toren steht (Der Bulle ist das Gefaehrt Shivas, jeder Hindu-Gott hat ein Gefaehrt, welches ihn transportiert). Der Tempel ist fuer Nicht-Hindus gesperrt, begibt man sich aber auf die Terassen des gegenueberliegenden Flussufers, hat man ausgezeichnete Aussicht ueber den Pashupatinath Tempel und die uebrigen Tempelanlagen, die nicht weniger beeindruckend und ebenso wichtig, zugaenglich sind. Am Ufer des Bagmati werden uebrigens wie in Varanasi auch, die Toten eingeaeschert, an den sog. Ghats werden entsprechend Wohlstand und Kaste der Familie des Verstorbenen die Einaescherungen vorgenommen. Jede Kaste hat dabei seine bestimmtes Ghat. Mitgliedern der koeniglichen Famlie ist dabei das hoechste Ghat vorbehalten, Flussabwaerts werden dann die minderwertigeren Menschen bestattet (meine Wortwahl ist durchaus gewollt). Wegen seiner Bedeutung fuer den Gott Shiva finden sich um Pashupatinath viele der vielleicht bekannten Saddhus, heilige Maenner mit Dreddlocks, nur mit Lendenschurz bekleidet, die sich mit Asche einschmieren und das Gesicht mit Farben verrueckt anmalen, ziemlich viel kiffen, noch mehr meditieren und wenn sie sich nicht gerade halsbrecherisch in ihren Yoga-Uebungen verrenken, oder Touristen fuers Foto-schiessen abzocken. Diese (Schein)Heiligen, die oft aufgesucht werden, um in schwieriger Lage Rat zu erhalten, oder einen in der Meditation unterweisen, haben offiziell allen Annehmlichkeiten entsagt, rennen am Besten nackt rum, wohnen niemals in Haeusern und kuemmern sich nicht um weltliche Belange und sind schon gar nicht interessiert an Wohlstand. Tut mir leid da einigen Moechtegern-Esoterikern mitteilen zu muessen, dass auch an diesem, den Hindus wichtigsten Ort, die heiligen Maenner Zeitung lesen, in vermutlich geschenkten und totsicher gefaelschten "North-Face"-Jacken herumrennen, und in ihren kleinen Steintempelchen auf Isomatten mit Decken schlafen. Wenigstens kiffen sie so wie man es auf den Fotos immer sieht. Gegen ein bisschen Bakshish darf man uebrigens einen mitrauchen. Kommt man auf die bloede Idee ein Foto zu machen, darf man direkt mal ein paar Hunderter locker machen. Wofuer fragt da der aufmerksame Leser? (was bis jetzt wohl nur noch die Wenigsten sind). Nunja, es gaebe da die Heilige-Mann-Organisation, die solche Einnahmen nutzt um den Saddhus die Pilgerreisen zu erleichtern, so wandern die Jungs nicht mehr wie frueher von Indien nach Nepal, was wohl auch als eine Art Glaubenspruefung aufzufassen sein koennte, sondern fahren mit Bus oder Bahn. Abgesehen davon duerfen die Jungs keinen Sex haben, duerfte aber auch kein Problem sein, denn a) sehen die Jungs dafuer einfach viel zu fertig aus, und b) sind sie einfach viel zu dicht. Es scheint aber auch einige wenige Leute zu geben, die ihr "Saddhu"-Dasein knallhart durchziehen, so trinkt der "Milk-Baba" seit 25 Jahren nur Milch, ist inzwischen 90 Jahre alt und haelt weltweit Vortraege ueber den Hinduismus. Die bereits erwaehnten kleinen Steintempelchen sind uebrigen huebsch anzusehen, oftmal versehen mit Skulpturen und fast immer einem Shiva-Lingam im Inneren. Nach so viel Kulur am Tage war es mal wieder Zeit fuer Nachtkultur, wir hatten einen alten Bekannten vom Trek getroffen, Christoph aus Hessen, der so wie wir durch die Welt faehrt, allerdings auf seinem Liegerad. Bei Interesse mal vorbeischauen auf www.liegeradreisen.de. Christoph, der schon oefters in Kathmandu war, fuehrte uns durch verschiedene Bars und Kneipen, bis wir spaet nachts in eine dunkle Seitengasse abbogen. Vor einem dunklen verrammelten Tor hielten wir dann an, wo er mehrmals kraeftig an den Staeben ruettelte und schrie er wuerde gerne in den Club. Nach wenigen Minuten tauchte dann wortlos eine Gestalt aus dem Schatten aus. Unser Kumpel nannte Namen des Clubs und sagte er wisse genau, dass noch was ginge, wir wuerden gerne noch gut feiern und viel trinken. Daraufhin wurde uns geoeffnet. Ueber dunkle Gaenge gings dann Treppen hoch bis wir zu einer Tuer kamen, dahinter war tatsaechlich noch ordentlich was los. So wie es schien haben hier diverse Bergsteigerexpeditionen ihren Abschluss gefeiert. Neben jeder Menge Fotos von Bergtouren, auch von Everstbesteigungen fanden sich aber auch Fotos von Overlandern, was sehr interessant war. Die Geschichte nur mal so als Nebenepisode. Zu Fuss ging es dann weiter nach Bodnath. Hier findet sich wie auf dem Monkey Temple, umgeben von hunderten Souvenierlaeden, die groesste Stupa Nepals, um die Heerscharen von Buddhisten stroemen um zu Beten oder um zu relaxen, denn auf dem riesigen Monument man kann es sich auch gemuetlich machen. Als wir uns dort umschauten hatten wir Gleuck, einer der hoechsten Lamas kam zu Besuche, tibetanische Moenche bereiteten unter den Augen von tausenden Schaulustigen dem Konvoi des heiligen Mannes einen grossen Empfang, viel lauter Musik schob sich die Prozesson durch die Mengen und verschwand in einem der Kloster. Wir hatten einen ausgezeichneten Ausblick, ob sich die lange Wartezeit aber gelohnt hat, ist eine andere Frage. Bis auf die Souvenierhaendler ist die Anlage Bodnath sehr beeindruckend, wir verbrachten dort einige Zeit uns die gewaltige Stupa anzuschauen, bevor es heim nach Thamel ging. Nun der weniger erfreuliche Teil des Berichtes: Vielleicht haben einige von euch schon einmal Franz Kafkas "Das Schloss" gelesen?, in dem die Hauptperson "K." sich mit der Buerokratie des Schlosses auseinandersetzen muss, sich in seinem Kampf aber immer mehr von seinem Ziel entfernt und schliesslich in den Wirren des Beamtentums untergeht? Nein? Nun ja, ersetzen wir mal "K." durch "Fabian & Tjark" und "Das Schloss" durch "Die Botschaften", dann kann man sich vielleicht vorstellen, was wir die letzten Wochen so getrieben haben. Die Geschichte ging los, nachdem wir uns einen Roller gemietet hatten um moeglichst alles an einem Tag zu erledigen. Erstes Ziel war die deutsche Botschaft, um das pakistanische Visum beantragen zu koennen benoetigt man ein Empfehlungsschreiben der eigenen Botschaft, ohne dieses geht nichts. Nachdem man uns einige Zeit hat warten lassen wurden wir zu den Sachbearbeitern vorgelassen, die nach einigen Erklaerungen uns mit einer zwei-taegigen Wartezeit vertroesteten und beinahe schon weggeschickt haetten, als ihnen auffiel dass in meinem zweiten Pass kein nepalisches Visum ist, denn das war natuerlich im Ersten, der ja geklaut wurde. Man koenne unseren Antrag natuerlich nicht bearbeiten, solange das nicht in Ordnung gebracht sei. Man koennte sich jetzt fragen warum es zum einen 2 Tage dauern soll ein Schreiben von wenigen Saetzen auszustellen, zum zweiten warum der Antrag auf ein Schreiben fuer die pakistanische Botschaft nicht bearbeitet werden kann, wenn kein nepalischer Stempel im Pass ist. Aber egal, per Roller durch die Verkehrshoelle zum nepalesischen Immigration-office, dass wir nach einiger Zeit fanden. Nach einiger Wartezeit dort wurde ich zu einer gluecklicherweise kompetenten Person vorgelassen, um meinem Antrag auf Visumstransfer nachzugehen, musste ich aber erst Fotokopien des alten Passes, des neuen Passes, des Polizeiberichtes und einiger anderer Dokumente besorgen. Wie gut dass der Fotokopierladen im Buero geschlossen hatten, wir uns also erst die Strasse runter einen anderen suchen durften. Achja, die Kopien wurden nach und nach angefordert, wir pendelten also mehrmals zwischen Buero und Kopiershop. Als dann alles soweit vorhanden war, wurde der winzige Grenzposten angerufen, an dem wir nach Nepal eingereist sind. Da die Jungs dort natuerlich keinen Computer haben, dauerte es einige Stunden ehe sie in ihren Buechern die Unterlagen zu meinem Visum gefunden hatten. Als die dann irgendwann durchgefaxt wurden, wurde natuerlich alles doppelt und dreifach geprueft, ging durch verschiedenste Haende, bis ich schliesslich am fruehen Nachmittag meinen neuen Pass mit dem transferierten Visum in meinen Haenden hielt. Der ganze Aufwand kostete zum Glueck nur 1$, da ich den nicht hatte durfte ich 100 Rupien blechen, aber ich schaetze das war okay. Wieder auf zur deutschen Botschaft, zum Glueck waren wir so schlau unsere Paesse mit den Visavermerken mehrmals zu kopieren, denn natuerlich durften wir eine dortlassen. Fuer die Ausstellung des Briefes hatten wir dann 40 Euro oder umgerechnet 3690 Rupien zu zahlen, ich musste etwas lachen als die Dame uns erzaehlte, wir wuerden 20 Rupien weniger bezahlen muessen, wuerden wir die Antraege gemeinsam abgeben. Wow! 20cents!. An der Stelle sollte ich vielleicht noch erwaehnen, dass das Empfehlungsschreiben mehr kostet als das pakistanische Visum, dazu, dass 2 Seiten Papier 40 Euro kosten sollen, sage ich mal besser nichts. Weiter geht die Reise zur indischen Botschaft, an der ich mir noch mein Visum neu ausstellen lassen musste. Leider war ich aber zu spaet, um zur Visastelle vorgelassen zu werden, am naechsten Morgen um 9:30 solle ich doch bitte kommen. Gesagt, getan, am naechsten Morgen um 8:30 stand ich vor der Tuer, wunderte mich zwar etwas, dass ich als einer der Ersten Nummer 49 fuer die Warteschlange in die Hand gedrueckt bekam, aber das durchschaute ich erst spaeter. Genau eine Stunde gings dann durch die miesesten Sicherheitsvorkehrungen die ich je gesehen hatte in die Botschaft, 2 Stunden spaeter stand ich dann vor dem Schalter. Das Visum koenne nur transferiert werden, wenn man eine Fotokopie des Visums vorliegen haette. Die hatte ich leider nicht, aber ich hatte vorher in Kalkutta angerufen und mit meine Daten durchgeben lassen. Den beeindruckend unfreundlichen Sachbearbeiter interessierte das aber einen Scheiss. Gluecklicherweise schickte er mich im Zuge unseres Streitgespraeches zu seinem Vorgesetzten, der etwas mehr im Kopf hatte und mit sich reden liess, mir vielleicht doch einen Neuantrag zu ersparen. Trotzdem waren noch 3 weitere Pendlereien noetig, ehe sich der Sachbearbeiter auf den Deal einliess. Freundlichweise schickte er mich jedes Mal wieder zurueck an das Ende der Reihe. Das Ganze schien ihm Freude zu bereiten, so wurde ich mal zurueckgeschickt, weil meine Schrift ihm nicht ordentlich genug war, dann stellte er danach fest, dass ich meinen Antrag auf Visumstransfer ja in Blau und nicht in Schwarz ausgefuellt haette, "das gehe ja nicht". Auf die Frage, ob ich mir dann evtl einen schwarzen Stift borgen koenne, entgegnete er nur schroff "Wie du vielleicht sehen kannst habe ich selber nur einen blauen". Ja, das macht alles durchaus Sinn. Da inzwischen viele Stunden vergangen waren und nur noch wenige Personen in der Botschaft waren, durfte ich dann auf Streifzug gehen und andere Menschen um schwarze Stifte anbetteln. Als mir das gelungen war, stellte er fest, dass ich vielleicht besser noch meine Angaben bzgl. meines Visums und meines alten Passes neu aufschreiben sollte, natuerlich in schwarz. Die Suche war dieses Mal noch schwieriger, aber ich wurde fuendig. Nachmittags wurde ich dann entlassen, mit der Aufforderung in 6 Tagen wiederzukommen, bis dahin waere evtl. geklaert ob die indische Botschaft in Bangkok mein Visum bestaetigen wuerde oder nicht. 6 Tage? Bis zu dem Zeitpunkt war ich dann so angepisst dass es mir auch egal war. Den Tag darauf wieder zur deutschen Botschaft, wo dann, wie eigentlich vorher schon erwartet, gesagt wurde, dass die Sicherheitslage in Pakistan zu kritisch sei und die Botschaft uns das Schreiben nicht ausstellen koenne, klasse dass man das nicht vorher absehen kann. Da die Experten hinter dem Schalter nicht mit sich reden liessen, verlangten wir den Botschafter zu sprechen, mussten uns dann aber mit einer Konsularin zufrieden geben, die uns mit verschraenkten Armen und ohne Haendedruck begruesste, super Umgangsform in einer solchen Position. Nachdem wir ausfuehrlich versucht hatten unsere Position klar zu machen, bekamen wir einige sehr kluge Sprueche oder Gedankengaenge zu hoeren. Besonders mochte ich den Satz: "Es gibt wohl auch genuegend Bundesbuerger, die sich auf ihren Urlaub in Kenia gefreut haben und den nun absagen muessen". Tja wie gut, dass wir von Pakistan und nicht von Kenia reden, dass Bundesbuerger zu Hause sind und garantiert auch eine Reiseruecktrittsversicherung haben, wir aber im Ausland sind und gerne nach Hause moechten. Auf die Antwort wusste sie dann einen guten Rat. "Da es ja nicht ihre Problem sei", sollten wir uns vielleicht ueberlegen das Auto zu verkaufen und einen Flug zu buchen. "Wir koennten natuerlich auch warten ehe die Situation besser werden wuerde, da verwies sie aber darauf, dass wohl nicht allzu bald auf Besserung zu hoffen sei". Denn solange das Auswaertige Amt die Reisewarnung fuer Pakistan nicht zuruecknehmen wuerde, bestuende keine Chance fuer uns den Brief zu bekommen. Da fragt man sich was die Funktion einer Botschaft ist. Ich dachte immer, den eigenen Staatsangehoerigen bei Problemen im Ausland beizustehen, und nicht die Probleme erst zu verursachen. Fazit: Deutsche Botschaft Kathmandu: Absolut unfreundlich und noch viel unfaehiger. Wunderbar gelaunt gings dann weiter zur pakistanischen Botschaften, mittlerweile war schon wieder frueher Nachmittag, wo uns eine sehr nette Sachbeabeiterin empfing, die leider nichts fuer uns machen konnte, Auslaender egal welcher Staatsangehoerigkeit muessen ein Empfehlungsschreiben vor Visumsantrag einreichen. Freundlicherweise hatte die Dame der deutschen Botschaft schon angerufen und uns angemeldet. Keine Chance also etwas zu deichseln. Auf dem Heimweg fuhren wir dann noch an der uns waermstens empfohlenen Werkstatt vorbei, die einen kleinen Riss an unserem Auto schweiszen sollte und anschliessend den Zuendzeitpunkt des Motors neu einstellen sollte. Es stellte sich heraus, dass der Zuendzeitpunkt absolut fuern Arsch war, wir also alles noch mal selber machen durften und der Rahmen aussah wie ein schweizer Kaese. Der Vollidiot von Mechaniker hatte die Stromstaerke zu hoch eingestellt und so grosse Loecher in den Stahl geschmolzen, auch das durfte Fabian noch mal neu machen, zum Glueck liessen die Versager ihn das Schweiszgeraet benutzen. Die Reperatur kostete uebrigens 3400 Rupien. Fazit nepalische Mechaniker: Unfaehig!. Ziemlich angepisst gings dann nach Hause. Nach diesem sehr erfolgreichen Tag betranken wir uns nachts kraeftig. Einige Tage spaeter gings dann wieder zu indischen Botschaft, wo ich dieses mal um kurz vor acht eintraf, als Einziger auf der Strasse die Nummer 39 von dem Posten in die Hand gedrueckt bekam. Spaeter erfuhr ich dann, dass diverse Reisebuerobesitzer die Wache bestachen, um fuer ihre Kunden die ersten Plaetze zu reservieren, klasse. Viele Stunden spaeter stand ich dann wieder vor dem Schalter, wurde wie immer dumm angeschrien, das Fax aus Bangkok sei noch nicht da, auf die Festellung, dass inzwischen 6 Tage vergangen seien, rastete der Sachbearbeiter fast aus, als ich ihn dann einige Streitereien spaeter darum bat den Status vielleicht telefonisch zu checken, bekam er wohl fast einen Gehoersturz. Die Visastelle besaesse nicht die Moeglichkeit Anrufe nach Bangkok zu taetigen. Das Telefon stand direkt vor ihm, aber nee, natuerlich ist es einer Botschaft nicht meoglich, sich telefonisch mit anderen Zweigstellen in Verbindung zu setzen. Mit der Aufforderung, 2 Tage spaeter wiederzukommen, wurde ich dann vor die Tuer gesetzt, ging ins naechste Internetcafe, besorgte mir die Telefonnummer der indischen Botschaft in Bangkok und Rief an. Ich freute mich, als ich in perfektem Englisch and dem anderen Ende der Leitung begruesst wurde, resignierte dann aber, als ich in die Visastelle durchgestellt wurde. Dem gaenzlich uninteressierten Sachbearbeiter versuchte ich ca 15 min lang meine Daten und mein Anliegen durchzugeben, leider machte ich den Fehler nicht die Gueltigkeit meines Visums zu erwaehnen, was sich noch raechen sollte. Da wir alle ziemlich die Schnauze voll hatten von der Stadt, entschieden wir uns, ein paar Tage in Richtung tibetanische Grenze zu fahren, was landschaftlich ganz schoen war, nicht spektakulaer, aber es tat gut mal wieder frische Luft zu atmen. Ungluecklicherweise kam uns unterwegs ein Hund unter die Raeder, was in Indien und Nepal aber keine Seltenheit ist, die Strassen sind gesaeumt mit Kadavern. Die Welpe, die uns zwischen Vorder- und Hinterrad unter den Wagen lief, schien aber wohl ein ganz "besonderes" Tier zu sein. Jedenfalls wurden wir wenig spaeter an einem Polizeiposten rausgewunken, wir haetten ja einen Hund ueberfahren, der Besitzer wolle nun kommen und sich mit uns auseinandersetzen, es haette sich schliesslich um einen besonderen Haushund gehandelt (auf der Strasse, na klar). Der Besitzter, falls er das den wirklich war, wollte wahrscheinlich wie zu viele Nepalis uns einfach nur gehoerig abzocken. Nachdem wir einige Zeit gewartet hatten ohne dass irgendwer auftauchte, liess uns der Polizist aber unter der Bedingung weiterfahren, dass wir zwei Tage spaeter wiederkaemen. "Aber natuerlich!". Das taten wir dann uebrigens nicht. Unser eigentliches Ziel erreichten wir am naechsten Tag. Das "Last Resort" ist ein Wellness- und Adventure-Resort nahe der Grenze, in der Touristen mit zuviel Kohle einige Tage relaxen, sich massieren lassen, Kanu fahren, Mountainbiketouren machen oder sich wie wir von einer Bruecke 160m in die Tiefe stuerzen. Denn am Last Resort befindet sich der zweithoechste kommerziell genutzte Bungy-Sprung der Welt. Von einer Stahlhaengebruecke geht es kopfueber an einem Gummiseil in ein schmales Gebirgstal, unter einem fliesst einer der reissensten Gebirgsfluesse Nepals. Nachdem uns schon die Knie weich wurden, als wir ueber die Bruecke in das Resort gingen, meldeten wir uns kurzerhand fuer einen Sprung und einen Swing an, dazu spaeter mehr. Wenig spaeter ging es dann los. Das Bungy-Seil wurde an diversen Halterungen an Knoecheln und Sicherheitsleine am Koerpergurt befestigt, dann ging es auf eine winzige Plattform, von der man sich in die Tiefe stuerzt. Steht man auf der Plattform, fragt man sich, warum Menschen eigentlich so dumm sind und sich selber ins Todesangst versetzen, wenig spaeter findet mans heraus. Der Sprungmeister redet einem leise und sanft wie der Pferdepfluesterer zu, man springt, spaetestens nachdem das anfaengliche Angstgefuehl vorbei ist geniest man den Fall, wenn man dazu geniessen sagen kann. Nach wenigen Sekunden freien Falls greift das Seil und man wird mehrmal wieder hochkatapultiert, ehe man wie ein zappelnder Fisch am unteren Ende des Tals von der Crew in Empfang genommen und abgeschnallt wird. Zu Fuss gehts dann die ganze Schlucht wieder hinauf, was natuerlich etwas laenger dauert. Eine ganze Spur haerter ist der "Swing". Mit einem duennen Seil in der Hand, was an einer Trageleine befestigt ist, die sich etwa 50-100 entfernt von der Bruecke ueder die Schlucht spannt, springt man ab. Der Freifall ist viel laenger als beim Bungy-Sprung, man hat das Gefuehl fast zu zerreissen, ehe sich das Seil spannt und man wie eine Rakete durch das ganze Tal hin- und herschwingt. Spaetestens dann macht der "Swing" richtig Spass, aber die 6-7 Sekunden freien Falls sind der absolute Horror. Unten angekommen ist man so adrenalintrunken, dass man wie ein Besoffener durch die Gegend taumelt, dafuer aber sehr wach ist und eigentlich nur grinsen muss was man da gerade fuer eine dumme Sache gemacht hat. Von beiden Spruengen gibt es uebrigens Videos, die wir aber wegen technischer Schwierigkeiten noch nicht hochladen koennen, wir probieren sie nachtraeglich hochzustellen, also etwas Geduld bitte. Nachdem man sich also fast umgebracht hat, gab es im Resort ein sehr gutes All-You-Can-Eat-Buffet, an dem sich alle Anwesenden den Bauch vollschlugen, ich hatte leider immer noch mit einer Fleischvergiftung zu kaempfen, musste mich also etwas zuruecknehmen. Nach dem Essen erholten wir uns etwas von dem noch tief sitzenden Schock und machten uns am Abend auf den Weg nach Kathmandu. Bevor wir ueber die Bruecke zureuck zum Auto gingen, erschien es uns fast wie ein boeser Traum, dass wir dort wenige Stunden zuvor kopfueber runtergesprungen waren. Insgesamt war es aber eine sehr interessante Erfahrung. In Kathmandu am darauffolgenden Tag eingetroffen, ging es mal wieder zur indischen Botschaft, wo ich schon fast gefeiert haette, das Fax aus Bangkok war eingetroffen! Leider hatte der Vollidiot von Sachbearbeiter aber wohl keine Lust gehabt meinen originalen Visaantrag rauszusuchen, sondern stellte mir irgendein fadenscheiniges Visum aus, dass nichts mit meinem gemeinsam hatte. Statt eines Multiple-Entry Visums, das vom 01.09.2007 bis zum 25.04.2008 gueltig war, bekam ich ein Single-Entry Visum, das vom 11.01.2008 bis zum 11.03.2008 gueltig ist, was dann bedeuten wuerde, ich haette gar nicht vorher in Indien gewesen sein koennen. Soso, so was verstehen Inder also unter "Visum transferieren", was sie sich noch anstaendig entlohnen lassen. Die Geschichte waere jetzt nicht unbedingt ein Problem, waere abzusehen dass die Lage in Pakistan dem auswaertigen Amt wierder sicher genug ist um nach Pakistan einzureisen, aber naja seien wir mal gespannt. Der Witz ist naemlich, dass man in Indien sein Touristenvisum nicht verlaengern kann, man muss ausreisen, spitze!. Nachdem nun alles soweit erledigt ist, freuen wir uns, endlich aus Kathmandu verschwinden zu koennen. Clemens wird noch mit uns ein Stueck in den Sueden kommen, wo wir uns alle zusammen den Chitwan-Nationalpark anschauen werden. Vorrausgesetzt wir werden dort nicht von Rhinos oder Tigern gekillt, ist dann leider Zeit des Abschiednehmens gekommen. Clemens wird uns verlassen und seine Reise nach Tibet fortsetzen, waehrend w Kommentare
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